Lionheart hat traurige Geschichte geschrieben, als eines der
letzten großen Action-Spiele auf dem Amiga und das gerade Mal zu Zeiten,
wo der 1200er noch neu war. Zudem ist es das letzte Actionspiel der
deutschen Firma Thalion, die nur kurze Zeit später bankrott ging.
Allerdings war Lionheart gut, vielleicht eines der besten Actionspiele
aller Zeiten, jedenfalls eine Ikone seiner Zeit.
Der Spieler schlüpft in die Rolle des Kriegers Valdyn, der Lionheart genannt wird. Valdyn ist einer der stärksten Männer seines Volkes, allerdings ist er auch ein Spieler und hält sich bevorzugt in dunklen Kneipen auf. Darüber hinaus will er vor allem eines, Ruhe vor der Politik. Trotzdem wird er unter allen Kriegern der Katzenmenschen ausgewählt, ein gestohlenes Juwel zurückzubringen.
Das Juwel Lionheart repräsentiert die Macht des Königs und muss einmal im Jahr dem Volk gezeigt werden, um den Herrschaftsanspruch zu legitimieren. Der Tag steht kurz bevor, doch der Lionheart ist in die Hände des Nachbarkönigs Norka gefallen. Valdyn will sich eigentlich aus der Rettungsaktion zurückziehen, doch seine Freundin Ileéne wurde im Tempel beim Beten überrascht und von Norka zu Stein verwandelt. Wenn er sie zurückhaben will, bleibt dem Krieger nichts anderes übrig, als in Norkas Reich nach einem Gegenzauber zu suchen. Gebrochen macht sich Valdyn zusammen mit einem Drachen auf den Weg.
Alles verläuft glatt, doch dann wird der Drache gefangen und Valdyn muss sich seinen Weg durch Norkas reich zu Fuß freikämpfen. Ein schweres Unterfangen, wenn man nur mit einem alten Schwert bewaffnet und halb nackt ist und zudem nicht schwimmen kann.
Lionheart war seiner Zeit grafisch weit voraus und selbst heute gibt es noch Spiele, die weit schlechter aussehen. Obwohl das Spiel für den Amiga 500+ entwickelt wurde, kann es mehr als die üblichen Farben darstellen. Dazu wurden mehrere technische Kniffe verwendet. Darüber hinaus hat das Spiel Paralax Scrolling im Genre eingeführt, was die Hintergründe viel dynamischer wirken ließ.
Alles in allem ist Lionheart ein Augenschmaus, selbst nach 25 Jahren. Eine Auszeichnung, die nicht viele Spiele der frühen Neunziger für sich verbuchen können.
Auch die Animationen sind allesamt flüssig und zudem reichlich vorhanden. Valdyn beherrscht drei verschiedene Schlagarten, einen Tritt und den mächtigen Kampfsprung, allesamt einzeln animiert. Auch die Gegner kennen verschiedene Bewegungsabläufe und weisen sogar eine ordentliche KI auf (verglichen mit dem Standard der Zeit). Lionheart hat aus den damals aktuellen Maschinen alles herausgeholt, was es rauszuholen gab.
Im Original steuerte sich Lionheart mit dem Joystick, die Freeware Neuauflage lässt sich auch mit dem Gamepad bedienen und wenn es gar nicht anders geht, klappt auch die Steuerung über die Pfeiltasten der Tastatur.
Die Steuerung ist relativ komplex und nicht umsonst wird im Handbuch darauf hingewiesen, dass man sich zu Beginn erst einmal mit allen Möglichkeiten vertraut machen soll. Hat man sich allerdings eingearbeitet, geht alles flüssig von der Hand. Selbst auf Emulatoren mit der Steuerung per Tastatur wir Valdyn schnell zur Kampfmaschine.
Deutlich schwieriger erweisen sich die Geschicklichkeitsabschnitte des Spiels. Man genötigt eine sehr schnelle Reaktion, die mitunter nicht erfolgen kann, bedingt durch die Steuerung. So kann Valdyn Blöcke über Lava bugsieren, dafür muss er jedoch im Sprung die Richtung ändern, was mit der Tastatur oder alten Joysticks mitunter zu lange dauert und den Katzenmenschen im Vulkan enden lässt.
Ähnlich schwierig kann das Schaukeln von Plattformen werden, insbesondere im vorletzten Level, wo man zudem gegen die Zeit spielt. Hier benötigt man exaktes Timing. Auch das kann durch die Reaktionszeit der Tastatur oder des Joysticks verzogen werden. Ganz zuletzt gibt es dann noch das leidige Problem von Pixelgrafik: Manche Vorsprünge, auf die man springen muss, sind eine Fußlänge größer als sie auf dem Bildschirm erscheinen, andere haben dafür eine Standfläche von kaum mehr als einem Pixel Breite. Vor allem für ungeübte Spieler bringt das Spiel dadurch etliche Frustmomente mit sich.
Noch etwas, womit Lionheart zu seiner Zeit glänzte und das man sich noch heute anhören kann, ist die Musik. Der Soundtrack ist nicht nur akustisch schön anzuhören, nein, er ist auch in gewisser Weise dynamisch dem Spielgeschehen angepasst. So kann man die Bosskämpfe mit etwas Übung fast ausschließlich nach dem Gehör machen, da die Musik einem das nötige Sprung-und-Schlag-Timing vorgibt. In den Leveln, in denen Valdyn auf einem Drachen reitet, lässt sich an der Musik die Menge und Stärke der Gegner ausmachen und überhaupt ist alles seinen Bewegungen und der allgemeinen Stimmung angepasst. Hier können sich fast alle modernen Spiele etwas von abschneiden.
Die Soundeffekte sind ebenfalls sehr gut platziert, passend und entsprechend nicht aufdringlich. Einzig Valdyns Schrei, wenn er getroffen wird oder stirbt, will nicht ganz zu seiner Erscheinung passen. Statur von He-Man, aber Stimme von She-Ra.
Lionheart ist auch heute noch ein solides Spiel, wenn auch nicht für jedermann. Die Geschicklichkeitspassagen können frustrierend werden und vor allem in den reitenden Leveln tauchen mitunter viel zu viele Gegner auf einmal auf. Level-ups sind sehr gut versteckt und ohne Cheats kann es sein, dass auch geübte Spieler öfter von Levelbeginn starten müssen, als ihnen lieb ist.
Im Großen und Ganzen ist das Spiel aber verzeihend. Die Respawnpunkte sind fast durchweg intelligent gesetzt, die bereits getöteten Gegner bleiben in den meisten Fällen tot und bei den überlebenden Bossen werden die schon gelandeten Treffer gezählt. Die einzige Ausnahme bildet das Boss-Trio am Ende des Spiels. Entweder man schafft sie alle hintereinander oder man darf wieder von vorne anfangen.
Grafik: 5
Hintergründe: 5
Sprites: 5
Animation: 5
Sound: 4
Musik: 5
Soundeffekte: 3
Sprachausgabe: nicht vorhanden
Gamedesign: 1
Steuerung: 3
Dialoge: nicht vorhanden
Story: 4
Schwierigkeit: -2
»Flow«: 0
Gesamteindruck: Sehr gut
Genre: Action, Jump’n’Run
Hersteller: Thalion
Publisher: Thalion
Erstveröffnetlichungsjahr: 1993
Wiederveröffentlichung: 1994 (deutsche Texte); 2008 (Freeware Remake)
Links:
Remake bei 4players
Disk Crack bei The Thalion Webshrine
Let's Play
Held wider Willen
Der Spieler schlüpft in die Rolle des Kriegers Valdyn, der Lionheart genannt wird. Valdyn ist einer der stärksten Männer seines Volkes, allerdings ist er auch ein Spieler und hält sich bevorzugt in dunklen Kneipen auf. Darüber hinaus will er vor allem eines, Ruhe vor der Politik. Trotzdem wird er unter allen Kriegern der Katzenmenschen ausgewählt, ein gestohlenes Juwel zurückzubringen.
Detailreiche Umgebungen sind Standard des Spiels |
Das Juwel Lionheart repräsentiert die Macht des Königs und muss einmal im Jahr dem Volk gezeigt werden, um den Herrschaftsanspruch zu legitimieren. Der Tag steht kurz bevor, doch der Lionheart ist in die Hände des Nachbarkönigs Norka gefallen. Valdyn will sich eigentlich aus der Rettungsaktion zurückziehen, doch seine Freundin Ileéne wurde im Tempel beim Beten überrascht und von Norka zu Stein verwandelt. Wenn er sie zurückhaben will, bleibt dem Krieger nichts anderes übrig, als in Norkas Reich nach einem Gegenzauber zu suchen. Gebrochen macht sich Valdyn zusammen mit einem Drachen auf den Weg.
Alles verläuft glatt, doch dann wird der Drache gefangen und Valdyn muss sich seinen Weg durch Norkas reich zu Fuß freikämpfen. Ein schweres Unterfangen, wenn man nur mit einem alten Schwert bewaffnet und halb nackt ist und zudem nicht schwimmen kann.
164 Farben bei 16 bit
Die Lava-Welt ist besonders bunt geworden |
Lionheart war seiner Zeit grafisch weit voraus und selbst heute gibt es noch Spiele, die weit schlechter aussehen. Obwohl das Spiel für den Amiga 500+ entwickelt wurde, kann es mehr als die üblichen Farben darstellen. Dazu wurden mehrere technische Kniffe verwendet. Darüber hinaus hat das Spiel Paralax Scrolling im Genre eingeführt, was die Hintergründe viel dynamischer wirken ließ.
Alles in allem ist Lionheart ein Augenschmaus, selbst nach 25 Jahren. Eine Auszeichnung, die nicht viele Spiele der frühen Neunziger für sich verbuchen können.
Auch die Animationen sind allesamt flüssig und zudem reichlich vorhanden. Valdyn beherrscht drei verschiedene Schlagarten, einen Tritt und den mächtigen Kampfsprung, allesamt einzeln animiert. Auch die Gegner kennen verschiedene Bewegungsabläufe und weisen sogar eine ordentliche KI auf (verglichen mit dem Standard der Zeit). Lionheart hat aus den damals aktuellen Maschinen alles herausgeholt, was es rauszuholen gab.
Hack’n’Slay, Jump’n’Run
Die schaukelnden Plattformen sind eine Herausforderung |
Im Original steuerte sich Lionheart mit dem Joystick, die Freeware Neuauflage lässt sich auch mit dem Gamepad bedienen und wenn es gar nicht anders geht, klappt auch die Steuerung über die Pfeiltasten der Tastatur.
Die Steuerung ist relativ komplex und nicht umsonst wird im Handbuch darauf hingewiesen, dass man sich zu Beginn erst einmal mit allen Möglichkeiten vertraut machen soll. Hat man sich allerdings eingearbeitet, geht alles flüssig von der Hand. Selbst auf Emulatoren mit der Steuerung per Tastatur wir Valdyn schnell zur Kampfmaschine.
Deutlich schwieriger erweisen sich die Geschicklichkeitsabschnitte des Spiels. Man genötigt eine sehr schnelle Reaktion, die mitunter nicht erfolgen kann, bedingt durch die Steuerung. So kann Valdyn Blöcke über Lava bugsieren, dafür muss er jedoch im Sprung die Richtung ändern, was mit der Tastatur oder alten Joysticks mitunter zu lange dauert und den Katzenmenschen im Vulkan enden lässt.
Genau wie die Ränder von Vorsprüngen. |
Ähnlich schwierig kann das Schaukeln von Plattformen werden, insbesondere im vorletzten Level, wo man zudem gegen die Zeit spielt. Hier benötigt man exaktes Timing. Auch das kann durch die Reaktionszeit der Tastatur oder des Joysticks verzogen werden. Ganz zuletzt gibt es dann noch das leidige Problem von Pixelgrafik: Manche Vorsprünge, auf die man springen muss, sind eine Fußlänge größer als sie auf dem Bildschirm erscheinen, andere haben dafür eine Standfläche von kaum mehr als einem Pixel Breite. Vor allem für ungeübte Spieler bringt das Spiel dadurch etliche Frustmomente mit sich.
Lausche der Musik
Musik wird dem Geschehen angepasst |
Noch etwas, womit Lionheart zu seiner Zeit glänzte und das man sich noch heute anhören kann, ist die Musik. Der Soundtrack ist nicht nur akustisch schön anzuhören, nein, er ist auch in gewisser Weise dynamisch dem Spielgeschehen angepasst. So kann man die Bosskämpfe mit etwas Übung fast ausschließlich nach dem Gehör machen, da die Musik einem das nötige Sprung-und-Schlag-Timing vorgibt. In den Leveln, in denen Valdyn auf einem Drachen reitet, lässt sich an der Musik die Menge und Stärke der Gegner ausmachen und überhaupt ist alles seinen Bewegungen und der allgemeinen Stimmung angepasst. Hier können sich fast alle modernen Spiele etwas von abschneiden.
Die Soundeffekte sind ebenfalls sehr gut platziert, passend und entsprechend nicht aufdringlich. Einzig Valdyns Schrei, wenn er getroffen wird oder stirbt, will nicht ganz zu seiner Erscheinung passen. Statur von He-Man, aber Stimme von She-Ra.
Fazit
Lionheart ist auch heute noch ein solides Spiel, wenn auch nicht für jedermann. Die Geschicklichkeitspassagen können frustrierend werden und vor allem in den reitenden Leveln tauchen mitunter viel zu viele Gegner auf einmal auf. Level-ups sind sehr gut versteckt und ohne Cheats kann es sein, dass auch geübte Spieler öfter von Levelbeginn starten müssen, als ihnen lieb ist.
Im Großen und Ganzen ist das Spiel aber verzeihend. Die Respawnpunkte sind fast durchweg intelligent gesetzt, die bereits getöteten Gegner bleiben in den meisten Fällen tot und bei den überlebenden Bossen werden die schon gelandeten Treffer gezählt. Die einzige Ausnahme bildet das Boss-Trio am Ende des Spiels. Entweder man schafft sie alle hintereinander oder man darf wieder von vorne anfangen.
Grafik: 5
Hintergründe: 5
Sprites: 5
Animation: 5
Sound: 4
Musik: 5
Soundeffekte: 3
Sprachausgabe: nicht vorhanden
Gamedesign: 1
Steuerung: 3
Dialoge: nicht vorhanden
Story: 4
Schwierigkeit: -2
»Flow«: 0
Gesamteindruck: Sehr gut
Genre: Action, Jump’n’Run
Hersteller: Thalion
Publisher: Thalion
Erstveröffnetlichungsjahr: 1993
Wiederveröffentlichung: 1994 (deutsche Texte); 2008 (Freeware Remake)
Links:
Remake bei 4players
Disk Crack bei The Thalion Webshrine
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